Aber schon alleine der Gedanke daran, dass die Waage so gut zu mir war verschaffte mir Höhenflüge und ein unheimlich gutes Gefühl. Die Laune stieg an und ich strahlte, war stolz auf mich, ich glaube jeder kennt das von euch wenn man ein Erfolgserlebnis hat.
(. . .)
Wenn ich mich heute im Spiegel betrachte ist es wie eine Folter und es tut jedes mal nicht gut .. aber man schaut immer wieder in den Spiegel, immer und immer wieder. Aber es ändert sich nichts man findet immer wieder eine Stelle am Körper die einem dann noch "fetter" erscheint als wie zuvor.
Zu mir persönlich hat das noch niemand gesagt, es sei denn ich habe nachgefragt. Klar hinterrücks fielen schon einige Worte, aber direkt zu mir eher selten - gar nicht.
Ich ziehe kaum noch Sachen an die etwas enger am Bauch sind ich fühle mich damit dermaßen unwohl, geht gar nicht. Man versucht sich so wenig wie möglich selbst an zufassen denn meistens steigt dann ein Ekelgefühl auf. Man ist regelrecht angewidert von sich selbst, fängt an sich zu hassen und sich selbst im Kopf runterzumachen.
Mit der Magersucht kommt nicht nur das Abnehmen und dünn sein nein, es erscheint eine zweite Stimme im Kopf. Diese Stimme nimmt überhand über dich (mich), und seine (meine) eigene Stimme wird immer leiser oder verstummt gänzlich. Es beginnt ein regelrechter Krieg im Kopf. Diese Stimme ist gemein und macht dich (mich) nur schlecht, sagt dir (mir) 1000 böse Sachen.
An einigen Tagen wenn sie mal leiser ist, fragt die andere eigentliche Stimme: "warum lässt du mich nicht los, warum lässt du mich nicht wieder normal sein, glücklich sein, lass mich wieder essen?!"
Diese Stimme ist aber so leise das sie keine Chance hat, nicht im geringsten.
1000 Begründungen kommen dann auf wieso nicht...
Also egal wie und wann ich in den Spiegel gucke, ich weiß ich werde niemals mit mir zufrieden sein, mich schlank, dünn oder toll finden und wenn ich noch 10kg abnehmen würde, selbst dann nicht.
Solange der Schalter in meinem Kopf nicht umgelegt wird das ich wieder gesund werden möchte, wird es immer so bleiben wie es jetzt ist.
Würdet ihr gerne über irgendetwas genaueres wissen ? Habt ihr Fragen ?
Interessiert euch etwas brennend darüber ?
Bilder von google
10 Kommentare:
Jessyyy, auch von mir ein riesen "Respekt!" für Deinen Mut hier Deine Geschichte aufzuschreiben. Ich selbst habe keine Magersucht (eher das Gegenteil), versuche aber gerade durch Nahrungsumstellung und Sport abzunehmen und Deine Texte erinnern mich daran vieles nicht all zu ernst zu nehmen.
Ich glaube nicht, dass ich magersüchtig werden könnte, aber das hast Du früher bestimmt auch mal gesagt und wie gesagt... Du erinnerst mich daran nicht zu extrem zu werden.
Bei Dir kann ja auch noch echt was lernen. Ich wusste zB nicht, dass die Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers mit der Mangelversorgung des Gehirns zu tun hat. Ich dachte diese Gedanken seien rein psychischer Natur.
Ich hätte aber auch eine kleine Kritik und einen Vorschlag zu machen:
Ich würde vorschlagen, dass Deine Beiträge, Jessyyy, mit einem großen "Warnaufkleber" versehen werden. Dir ist der Begriff Trigger vielleicht ein Begriff? Wenn andere Mädchen, die an Magersucht erkrankt sind hier rein schauen und ohne Vorwarnung solche Texte und Bilder sehen, könnte das ihr Krankheitsbild verschlechtern. Leute, denen es besser geht wollen vielleicht (noch) nicht an die schwere Zeit erinnert werden und sollten deswegen meiner Meinung nach vorgewarnt werden, was diese Blogposts beinhalten.
Was hältst Du und die Anderen davon?
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die Zukunft und dass Du diese schlimme Krankheit bald besiegst!
Liebe Jessyyy,
ich bin immer noch beeindruckt von deinem Mut, hier über alles offen zu schreiben und mit uns deine Geschichte zu teilen!
Was mich interessieren würde: Wie geht deine Familie und wie gehen deine Freund damit um?
Und bist du in einer Therapie? Wenn ja hilft sie dir? Der Hintergrund meiner Frage kommt von dem Satz "Also egal wie und wann ich in den Spiegel gucke, ich weiß ich werde niemals mit mir zufrieden sein...." Sollte eine Therapie nicht helfen, diesen Schalter im Kopf umzulegen?
Ich persönlich habe auch eine Verhaltenstherapie gemacht um mit meiner Krankheit (die allerdings in keiner Weise mit einer Essstörung zu tun hat) besser umgehen zu können. Und mir hat es viel Gebracht! Mein seelischer Zustand ist sehr gefestigt. Klar, es gibt auch Tage wo das nicht so ist, aber die seelisch guten Tag überwiegen! :-)
Ich hoffe, meine Fragen sind dir nicht zu persönlich! Wenn du sie lieber nicht beantworten möchtest, verstehe ich das total!
Liebe Grüße und ganz viel Kraft schickt dir
Puckynella
Vorweg: ich bin selbst extrem dünn, leide allerdings nicht an Magersucht.
Aus diesem Blogpost geht hervor, dass es dir gegenüber wohl keine direkten Kommentare gab. Darf ich fragen, ob du das als positiv oder negativ auffasst? Denkst du, es hätte etwas bewirkt?
In meinem Fall... na ja. Ich kenne es nicht ohne Kommentare, da ich nie Normalgewicht hatte, auch als Kind nicht. Es ist grauenhaft, wie viele Leute mich ansehen können und mir derartig abfällig/abwertend das Wort "magersüchtig" vor die Füße rotzen. Selbst wenn ich magersüchtig wäre - es ist eine Sucht/Krankheit. Und jemanden fertigmachen, weil er krank ist? Unterste Schublade.
Gerade Frauen werden da teilweiseweise regelrecht aggressiv. Mein Gewicht wäre mir pupsegal, wenn nicht andere Leute darauf herumreiten würden. o.O Da frage ich mich auch, wieso es fremde Personen derart interessiert, ob ich nun ein Strich in der Landschaft bin oder eben nicht.
*seufz*
wow, das erfordert garantiert viel mut so offen darüber zu schreiben, danke dass du uns allen deinen persönlichen einblick gibst :)
aber ich finde auch, dass irgendwie gekennzeichnet werden sollte, dass der beitrag triggern könnte, vorallendingen die schreibweise mit "deine" stimme und so triggert ganz schön
ich hoffe, dass du bald einen weg aus dieser krankheit findest!
Also wir werden das jetzt so Handhaben das in meiner Überschrift etwas dazu steht das es vllt triggern könnte. Allerdings werden nicht nur solche Posts von mir folgen.
Ich werde eure Fragen jetzt ersteinmal Sammeln und sie dann in einem gesonderten Post beantworten. Erscheint mir als beste Lösung und ist am Übersichtlichsten.
Was haltet ihr davon ?
Hey Jessy,
vielen Dank für diesen (mutigen) Post.
Ich leide auch an Magersucht und kann daher sehr gut nachvollziehen, was du schreibst. Allerdings stehe ich noch sehr am Anfang meiner Behandlung (ich habe erst vor kurzem eingesehen, dass ich krank bin und habe mich jetzt durchgerungen mir Hilfe zu holen, weil ich es alleine nicht schaffe) und da machen mir solche Erfahrungsberichte echt Mut und bestärken mich darin weiter zu machen, egal wie schwer es auch manchmal ist.
Ich bin von daher sehr interessiert in allem was du schreibst und wünsche auch dir viel Glück und Kraft auf dem Weg, der noch vor dir liegt. Du hast meinen Respekt.
LG Mel
P.S.: Und Dank deines Posts werde ich es jetzt wohl endlich schaffen dieses Stück Kuchen zu essen, dass seit Stunden neben mir steht (:
Die Idee, die Fragen gesammelt zu beantworten finde ich gut, Jessyy.
Ich finde es sehr interessant die Dinge aus deiner Sicht zu sehen. Ist ja schon ein Wahnsinn!!!! Wie ist es, wenn du ein Bild einer Magersüchtigen siehtst - gefällt dir das oder denkst du dabei auch, dass es schlimm aussieht? Wie wäre es, wenn du auf einem Foto wärst neben "Normalgewichtigen"! (Ich nehme an, dass man sich nicht gerne fotografieren lässt)!!!! Siehtst du dann, dass du zu dünn bist oder hast du dann immer noch das Gefühl zu dick zu sein? Was müsste deiner Meinung nach passieren, dass du die Kraft findest in ein "normales" Essverhalten zu wechseln oder eine Therapie zu beginnen?
Ich danke dir für deinen Mut und ich glaube, wenn man darüber so offen erzählen kann, kann man auch den Ausstieg schaffen - ich wünsche es mir jedenfalls für dich! Dicken Drücker!!!!
Ich kann was du da schreibst sehr gut nachvollziehen. Leide schon mindestens 10 Jahre unter einer Essstörung und schlage mich damit so durchs Leben. Es gibt Tage an denen läuft es super aber leider auch Tage and denen ich den Tag verfluche an dem ich damit angefangen habe. Ich bewundere deinen Mut so offen darüber zu schreiben!
Der Kommentar von Andrea hätte von mir sein können.
Mich wundert es auch, dass du nicht auf dein Untergewicht angesprochen wirst. Ich habe mein Leben lang schon Untergewicht (keine Esstörung oder sonstige Krankheiten!), und was ich mir da alles schon für dämliche Kommentare anhören musste, ist echt unter aller Kanone. Offensichtlich geht es nicht in die Schädel der Menschen, dass es nunmal tatsächlich Leute gibt, die einfach ne Veranlagung dazu haben und untergewichtig sind, obwohl sie vollkommen normal essen (und die in der Regel auch darunter leiden, weil ihnen ihr dürrer Körper selber nicht gefällt).
Auch die Behauptungen, die man oft hört, dass Magersucht von der heutigen Gesellschaft bzw den Schönheitsidealen praktisch heraufbeschworen wird, kann ich nicht nachvollziehen. Klar, in der Modewelt sieht man sehr viele sehr dünne Models. Aber von der Gesellschaft/den Mitmenschen hört man eigentlich immer nur, wie abartig/widerlich/ekelhaft Untergewichtige bzw oft sogar schon vollkommen Normalgewichtige (aber eben schlanke) Frauen doch seien. An Frauen müsse was dran sein, ein Mann will doch was zum anfassen haben, keiner will so ein Klappergestell im Bett haben etc, "Der sollte man mal was zu essen geben", lieber ein paar Kilo zu viel als zu wenig... etc.
Gegen dicke Menschen wird auch gerne gestänkert, das ist mir klar, aber keinesfalls findet der Durchschnittsmensch "dünne Frauen" (oder sehr dünne) attraktiv!
(ist jetzt nicht direkt an dich bzw deinen Blogpost gerichtet, wollte ich nur mal erwähnt haben in dem Zusammenhang ;)
Wünsche dir auf jeden Fall alles Gute und dass du aus deiner Esstörung rauskommst! (auch wenn ich mich nicht reinversetzen kann, weil ich meinen dünnen Körper nicht besonders schön finde und nicht verstehe, wie man absichtlich so sein will ;)
Kommentar veröffentlichen