Vorab, eines ist schonmal klar! Es gibt zu viele kranke Menschen besonders mit psychischen Störungen und es gibt viel zu wenig Ärzte um all den Menschen helfen zu können.
1te Geschichte
Viele von euch haben in ihren Kommentaren etwas von professioneller Hilfe verlauten lassen, hiermit möchte ich mich mal dazu äußern. Auch ich habe vor einiger Zeit den Schritt gewagt und habe/wollte mir professionelle Hilfe suchen. Eines morgens wachte ich auf, nahm mein Handy und machte ein Foto von meinem Körper und alles was mir einfiel zu diesem Bild, abartig, ich sehe aus wie ein Hungerhaken. Wie jemand der im Kz lebte. :(
Ich wusste das ich was ändern musste um weiter leben zu können. Um wieder richtig arbeiten gehen zu können, um meine Knochen, Organe, Haare, Haut und Zähne erhalten zu können. Ich wusste es !
Also ab zu meinem Hausarzt ihm alles erzählt, Überweisung bekommen zum Psychologen. 4 Monate auf den Termin gewartet... dann war es soweit. 1 Vorgespräch in dem Gründe warum wieso weshalb gesucht wurden. Löchernde Fragen... Fragen die ins schwarze trafen.. die so sehr gesessen haben.. das ich nichtmal mehr schlucken konnte. Ein dicker fetter Kloß steckte mir im Hals, die Augen füllten sich mit Tränen und es brach herraus... nach 1 Stunde Gespräch und 1000 von Fragezeichen im Kopf, aufgerissene Wunden (bildlich gesprochen) .. war das einzige was die Ärztin sagte: "Wir haben viele Patienten und ich kann sie erstmal nur auf die Warteliste setzen, diese beträgt ca. 1 1/2 Jahre!"
Ich dachte ich höre nicht richtig ! 1 1/2 Jahre ? Bis dahin kann sich alles ändern ? Ich könnte tot sein ? An der Dialyse hängen, Magensonde haben etc. das ist eine Ewigkeit.
Okay Niedergeschmettert von der Aussage trottete ich nach Hause... und viel wieder in ein tiefes Loch...
2te Geschichte
Okay Klinikaufenthalt kam in Frage, Antrag stellen bei der Krankenversicherung, Rententräger... Rennerein, das ganze 4 Monate lang. Ich musste zu einem Gutachter etc. brauchte Einweisungen, wurde von Arzt zu Arzt geschickt.. Kliniken schickten mich hin und her durch ganz Deutschland. (auch wenn es nur per Telefon war oder auf de, Postweg) Bei jeder Klinik wurden mir am Telefon auch solche Fragen gestellt wie die Psychologin mich schon fragte, wieder Tränen, Verzweiflung, Wunden die wieder aufrissen wurden. Die endlosen Fragen, warum, weswegen, wie geht es ihnen damit, was ist passiert... kennen sie den Grund ? etc.
Und jedes mal dachte ich mir: Ey, hallo wenn ich wüsste was, warum, wieso, weshalb dann bräuchte ich keine Hilfe verdammt !!!
Am Ende des Telefonats kam dann bei 3!!! Kliniken: der Fall bei ihnen ist zu kompliziert, weil bei ihnen nicht nur die Magersucht das Problem ist. Sie zerstören ihren Körper auch noch auf anderen Wege!
Ach ist nen Ding ! Boah war ich jedes mal sauer!
Dann fand sich eine Klinik nach weiteren 3 Monaten... und ich wollte zwischenzeitlich schon ein paar mal aufgeben, es einfach so hinnehmen wie es ist.
Wieder ein Gespräch am Telefon gehabt, Unterlagen wurden wieder zugeschickt, wieder alles ausfüllen, (und das musste ich bei jeder Klinik machen) wieder Gutachten von Ärzten beifügen..
Dann kam die Anmeldebestätigung UND die Nachricht das ich auf der Warteliste vermerkt wurde, ich könnte ca. in 4 Monaten mit einer Aufnahme rechnen, ich bekäme 5-7 Tage vorher Bescheid wann es losgeht.
WTF ?! Sage ich da nur !!
Als ich dann den Tag der Einweisung erfuhr brach meine Welt erneut zusammen! In den ganzen vergangenen Monaten ist viel passiert, mir brachen die Zähne weg und die mussten erst gemacht werden weil, mit kaputten Zähnen ist essen was schlecht. Und Zack war alles für den Po. Nachdem meine Zähne wieder IO waren wollte ich nicht mehr in eine Klinik, der Wille war nicht mehr da und ich hatte mich mit der Krankheit irgendwie abgefunden.
Ca. 1 Jahr später fasste ich erneut den Entschluss mir Hilfe zu suchen, aber ich wollte in keine Klinik also wieder Psychologe, wieder eine Überweisung geholt, wieder Rumtelefoniert, Termin gemacht aber erst in 3 Monaten. Okay ich warte... (mir blieb ja auch nichts anderes übrig)
Die 3 Monate waren nun rum und ich musste Anfang Juni 2011 zu dem Arzt ... okay mein Kopf spielte verrückt.. es ist unheimlich schwer... das kann man sich kaum vorstellen.
Ich saß im Warteraum..spielte an meinen zerschundenen Armen rum, um von meiner Nervosität abzulenken...dann rief sie mich auf... meine Knie waren weich und zitterten.. ich betrat den Raum und gab der Ärztin die ganzen Unterlagen die ich von Ärzten in den vergangenen Jahren, Monaten gesammelt hatte.
Dann hat sie mit mir kurz gesprochen, wieder diese Fragen... und es kamen (nur) zwei Sachen bei raus!! Sie wollte mir Antidepressiva verschreiben ! (JA nee is klar wa ?Dankend abgelehnt) und das sie mir nicht helfen könne, ich soll in eine Klinik gehen und meine Lehre, für die ich mir echt den Ars** aufgerissen hatte die zu bekommen sausen lassen ! Ich dachte ich höre nicht richtig!
Das war das einzige was sie mir sagte. Sie kann mir nicht helfen!
Das Ende vom Lied 3 Monate umsonst gewartet ! Wieder ein Griff ins KLO !
So viel zum Thema professionelle Hilfe !
Das war nur ein kleiner Einblick dazu wie es wirklich ist. Ich habe schon versucht mich kurzzuhalten.
Verzeiht die langen Posts, es ist recht schwierig sowas zu erklären mit wenigen Worten.
25 Kommentare:
Ich bin echt schockiert! Ich hätte NIE gedacht, dass man so vertröstet wird! Das tut mir für dich und alle anderen, die Hilfe benötigen unglaublich Leid! Es ist doch wahrscheinlich schon schwer genug diesen Schritt überhaupt zu wagen, sich einzugestehen: ich brauche Hilfe. Unfassbar!!!
Ich drück dir die Daumen, dass sich bald eine gute Therapiemöglichkeit für dich findet, mit der du dich wohl fühlst und die zu einem passenden Zeitpunkt kommt!!
Hallo Jessy,
da hast du ja einiges durch, das tut mir sehr leid. Aber es kann zum Glück auch anders laufen.
Die letzte Ärztin bei der du warst. War das eine Psychiaterin? Denn dort wärst du dann tatsächlich an falscher Stelle gewesen.
Gebe den Mut nicht auf. Ich weiss wie schwer das sein kann, aber ich habe auch schon das Gegenteil erfahren.
Wenn du soweit bist, lasse dir eine Liste aller möglichen Psychotherapeuten aus deiner Nähe von deinem Hausarzt geben. Und die telefonierst du ab und lässt dich gegebenfalls auf eine Warteliste setzen. Irgendjemand wird dich in kürzester Zeit auch behandeln können und dich nicht mit Medikamenten abspeisen. Denn das dürfen Psychologen gar nicht. :)
Ich wünsche dir alles Gute,
Erbse
Toll. Da hätte ich auch keine Lust mehr gehabt. Zumal irgendwann kann man nicht mehr. Ich habe ähnliche Erfahrungen, nur nicht so krasse.
*drückdichgaaaanzdoll*
Liebste Grüsse,
Nicole
unbelievable pain
@Erbse das war eine Neurologin gewesen, ein Liste habe ich schon bekommen wegen Psychologen und habe mich auch druchtelefoniert und warte wieder 4-5 Monate auf einen Termin zum 'Vorstellungsgespräch' und nachdem Gespräch muss ich wieder warten !
Wow, ich hätte echt nie gedacht, dass es so schwer sein kann, Hilfe zu bekommen. Es sollte umgekehrt sein...Mir tut das echt Leid.
Zu deinem anderen Post und der Kritik unten: Ich finde es definitiv richtig, deine Beiträge auf diesem Blog zu veröffentlich. Ich denke es zeigt die andere Seite der Medaille und lässt einen die ganze Diätsache nochmal hinterfragen. Ich bin auch absolut nicht übergewichtig, würde aber trotzdem ein paar kilos loswerden. In manchen Aussagen von dir kann ich mich leicht wiedererkennen. Jedesmal wenn ich deine Berichte lese, denke ich mir dann aber, "lass es nicht soweit kommen, dass ist es echt nicht wert". Ich finde es total mutig und gut von dir, dass du alles so ehrlich aufschreibst und ich denke es öffnet dem ein oder anderen wirklich die Augen. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass du deine Krankheit besiegen wirst!!!
hey,
dass man überall warten muss und nur auf wartelisten gesetzt wird, ist leider normal. das liegt weniger an den ärzten selbst, als an den krankenkassen und den sozialpolitischen vorgaben im allgemeinen. bei einer neurologin bist du allerdings denkbar schlecht aufgehoben, das ist ja letztlich nur eine fachärztin und ihre aufgabe ist es nicht, eine therapie durchzuführen. es gibt aber doch noch so viele weitere möglichkeiten als nur den weg über den facharzt oder die klinik?! ich denke da besonders an den sozialpsychiatrischen dienst als erste anlaufstelle, die kennen sich in der regel mit den örtlichen angeboten für das jeweilige problem aus und können dir jemanden empfehlen der dir weiterhelfen kann.
liebe grüße,
siyanda
Die Trigger Medlung würde ich ja noch mal überarbeiten, da fehlt ein Wörtchen ;)
Hallo. Auch wenn ich denke, dass der Tipp jetzt für dich erstmal lächerlich oder aber auch unlösbar klingt: Suche dir Unterstützung. Jemand, der dich wirklich unterstützden will und geh in ein Krankenhaus/Klinik und bestehe darauf behandelt zu werden. Ohne dich mit Terminen abwimmeln zu lassen. Setzt euch dort hin und geht nicht, ehe euch jemand geholfen hat!!!
Was du durchgemacht hast ist wirklich nicht schön, aber ich muss auch mal die Ärzte verteidigen. Grade Therapeuten, die oftmals gar keine studierten Ärzte sind, leisten großartige Arbeit. Zu ihnen kommen z.T. auch einfach Leute, die MEINEN sie hätten ein psychisches Problem, und am Ende ist es nix als heiße Luft. In Sachen Psychologe und Therapeut malt leider der zuerst ,der zuerst kommt. Manchmal wird man wegen Dringlichkeit vorgeschoben, aber grad beim Psychologen sehe ich das als eher unwahrscheinlich an. Warst du auch bei einem Psychotherapeuten oder nur bei Psychologen? Das ist nämlich auch nochmal ein Unterschied, Therapeuten dürfen m.M.n z.b. keine meidkamente verschreiben ,wenn sie keine ärztliche Aprobation haben.
In minen Augen sind auch die Psychologen teilweise heilos überfordert mit dem ,was ihnen gegenübersitzt, weil es einfach immer mehr Menschen gibt, die zum Psychologen rennen, weil auch ständig neue, angebliche Störungen auf den Markt geschmissen werden, die therapiebedürftig sind.
Und glaub mir, Wartezeiten von über einem Jahr sind völlig normal, manchmal sind das sogar schon schnelle Termine!
Und dass deine zweite Psycho dir Medikamente geben wollte: Glaub mir, das meinte sie nur gut ,um dir wenigstens irgendwie helfen zu können. Ich würde das nicht als abschieben ansehen, sondern einfach als verzweifelter Versuch irgendwas zu tun ,wenn man schon keine 'Zeit hat. Auch der Lehrenabbruch war vermutlich nur ein gut gemeinter rat, in ihren Augen ,damit du dir nicht noch mehr Streß machst.
Und bevor kommt "ach du hast doch keine ahnung"
Ich kenne deine Probleme, ich muss selber in therapeutische Behandlung ,allerdings aufgrund anderer Probleme als einer Essstörung. Ich habe auch eine Liste von meiner Ärztin bekommen, habe 10 Therapeuten in meiner Stadt angerufen, von denen sich 4 gar nicht meldeten, 1 direkt auf's Band sprach ,dass sie keine Plätze mehr hat, 3 mir eine Absage erteilten oder meinten, erst 2012 wieder und 2, die sich meldeten. Einer davon wollte mich am 17. mai sehen, musste jedoch absagen, weil er krank wurde. nun muss ich am 6. JULI wieder zu ihm, und danach ist noch nicht sicher, ob er mich auch nehmen kann.
Und die andere, da habe ich vermutlich Glück, ist meine Therapeutin, die ich schon von vor 5 Jahren kenne. Bei ihr habe ich einen Termin am kommenden Dienstag und hoffe, sie kann mich danach weiter behandeln, da auch ich in meinem privaten Leben z.T. so durch das psychische Problem eingeschränkt bin ,dass ich nicht denke, dass ich es verkrafte, bis 2012 warten zu müssen.
Wenn das alles nichts bringt habe ich mir noch eine Liste aus dem Telefonbuch meiner nachbarstadt kopiert, die ich dann alle abklappern werde.
Was ich dir nur raten kann: Wenn deine Ärztin dir nur Psychologen aufgeschrieben hat, klapper mal alle Verhaltenstherapeuten in deiner Umgebung ab, auch 'Nachbarstädte, die du noch erreichen kannst. manchmal ist das der einzige Weg.
Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute.
Du Arme, das ya mega Assi von denen! Ich hab fast geheult als ich das alles gelesen hab ich meine HALLO ?!Wie kann man einen Menschen nur so einen Menschen ''dahin gehen'' lassen -.- Die müssen doch gesehen haben das du verzwifelt bist!!
Es mag für dich als Betroffene natürlich sehr belastend und demotivierend sein.
Dennoch muss ich einigen Vorschreibern hier recht geben, man darf nicht aufgeben und alles in einen Topf werfen. Du brauchst Hilfe, und mit tatkräftiger Unterstützung in deinem nahen Umfeld sollte das auch durchgesetzt werden können. Auch wenn man mit Wartezeiten rechnen muss, das sollte das Vorhaben nicht in den Sand verlaufen lassen. Es ist so wichtig für dich und deine Zukunft.
Achja und mal an Bigsunshine gerichtet:
Du twitterst Meldungen von wegen Ahnungslose machen nur blabla...!
Dem ist keineswegs so, meine Schwester leidet an ausgeprägter Bulemie und wir wissen durchaus was in Sachen Therapie vereinzelt möglich sein kann. Du solltest dich mit diesen pupertären Meckereien mal etwas zurückhalten und Menschen eine Meinung lassen, vor allem, wenn diese auf erlebten Fakten beruht!
Hallo Liebe Jessy!
Dein Beitrag hat mich sehr berührt und ich habe mich selbst erzählen gehört. Ich kann dir so nachempfinde, war bin ich doch selbst Wege von Pontius nach Pilatus gelaufen, nur um einen Therapieplatz zu bekommen. Ich bin selbst sehr oft vertröstet worden. Die Warterei nervt. Sie macht Angst. Sie lässt zweifeln, so sucht man doch aktuell Hilfe und nicht in ein paar Monaten. Insbesondere dannn wenn die Anorexie und Bulimie einen so fest in der Zange hat. Ich habe dennoch nun ein Therapeuten gefunden. Es war nur ein Telefonat notwendig und ich hatte sofort einen Therapieplatz. Vielleicht einfach auch nur Glück, dennoch erstrebenswert einfach mal alle Psychotherapeuten abzutelefonieren. Du hast ja 5. Probatorische Sitzung, auf der Suche nach DEM geeigneten Therapeuten. Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut in dieser Zeit. Wenn du dich mal bezüglich Therapie unterhalten möchtest, sag bescheid ;-)
LG Sany
@ ISA da hast Du aber den Tweet falsch verstanden. Es ging darum das viele sagen, Jessy soll hier nicht bloggen, sondern sich professionelle Hilfe suchen. Leider haben wohl die wenigsten Erfahrungen damit wie es in einem solchem Fall wirklich aussieht oder aussehen kann. Wir haben einige anonyme Kommentare die einfach nur dumm reden. Dies ist natürlich zum Leidwesen derer, die die Anonymität zum sinnvollen Austausch nutzen. Wir werden die Anonymen Kommentare auch weiterhin zulassen. Dafür aber ab und an wenn es zuviel wird mit spitzer Zunge unsere Meinung klar machen.
@ anonym, "...könnt damit um" eine regionale Umgangsform. Das Wort gehen fehlt da nicht
Liebe Jessy,
dass Du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, tut mir unendlich leid! Allerdings komme ich aus dem medizinischen Sektor (Fachkrenkenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege, Heilpraktiker Psychotherapie und jetzt im bald beendeten Psychologiestudium)und ich kann Dir nur raten, Dir weiterhin professionelle Hilfe zu suchen. Ich habe nicht nur schon selbst mit Esserkrankten Menschen gearbeitet, um ihr wirklich gekämpft, nein ich bin auch selbst betroffen. Eine meiner besten Freundinnen ist an Bulemie erkrankt und als betroffene Freundin, habe ich auch schon einiges miterlebt: Erfolge, echte Nierderlagen, Frust als Angehörige so machtlos zu sein...
In der BRD sind die derart langen Wartezeiten in psychotherapeutischen Praxen normal. Dafür gibt es aber auch Heilpratiker Psychotherapie, die Dich für die Wartezeit begleiten können und Dich unterstützen können.
Der Ansatz, einen Klinikaufenthalte zu machen, finde ich gut, kann aber auch verstehen, dass es nicht immer umsetzbar ist. Es gibt aber auch viele ambulante Stellen und Selbsthilfegruppen. Vielleicht ist das ja was für Dich. Auch dies bedeutet allerdings sich selbst zu Engagieren und sich die Hilfe auch selbst zu organisieren. Es tut mir leid, Dir sagen zu müssen, dass das Silbertablett, nach dem du vielleicht auch etwas hoffst, im dt. Gesundheitssystem schon vor Jahren eingespart wurde.
Was das Aufreißen von Wunden und Auslösen vieler komplexer Gedanken durch die Anamnese angeht, musst Du Dir bewusste sein, dass eine Therapie ziemlich harte Arbeit, die auch mit depressiven Phasen der Verabeitung einhergeht (deswegen auch Antidepressiva u.a. in solchen Therapien). Diese Therapien dauern auch sehr lange und können Dich auch nicht zu 100% heilen!!! Ein Therapeut kann mit Dir zusammen Dinge erarbeiten, die Deinen Zustand lindern können, Deinen Esszustand verbesseren und Deinen Allgemeinzustand optimieren, aber nicht heilen. Die Essstörung wird Dich von nun an immer begleiten, mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Ziel ist es, die weniger ausgeprägten Phasen zu verlängern bis hin zu einen dauerhaften Zustand. Doch die Gedanken werden Dich auch da immer mal wieder einholen, leider! Doch man kann lernen diese zu kontrollieren und sie nicht übermächtig werden zu lassen. Auch eine Ernährungsberatung bei speziell ausgebildeten E-Beratern ist empfehlenswert, wobei ich mir vorstellen kann, dass Du theroretisch sehr gut weisst, was gesund ist und was nicht.
Was mich entsetzt hat, ist, dass Du die Schuld allerdings allen Therapeuten alleine gibst. Ja, es läuft viel schief in dt. Gesundheitssystem!!! Ja, es gibt auch zuviel schlechte Therapeuten/Ärzte etc! Ja, die Wartenzeiten sind viel zu lange für viele Patienten!!! Aber nein, wir haben Deine Erkrankung werden verursacht noch sind wir daran Schuld sie zu verschlimmern. Du musst lernen, alleine Rechenschaft zu übernehmen, was mit Deinem Körper passiert. Die Schuld liegt auch nicht bei Dir, sondern an Deiner Krankheit. Es gibt keinen Schuldigen für Erkrankungen unserer Seele!!! Lass Dir das niemals einreden und denke das bitte v.a. nicht! DU bist NICHT schuld! Deine Seele ist erkrankt, deine Psyche erkrankt. Aber Du kannst sie, die Krankheit, in Dein Leben integrieren und kontrollieren lernen mit harten Willen, schwerer Arbeit, vielen Rückschlägen und eiserner Diziplin. Werden Dir Deiner Intention bewusst - "Was will ich? Wo will ich hin? Wie kann ich es durch Etappenziele erreichen?" und ändere dann Dein Verhalten. Nicht morgen, nicht später, sondern jetzt! Und verändere nicht Deine ganze Lebensweise auf einmal, sondern arbeite Dich wie eine Schnecke voran, aber zielstrebig. Baue Dir Meilensteine in Deinen Weg ein bis zum Ziel und werde Dir bewusst, wenn Du eine Mahlzeit ausfallen lässt, dir etwas zu essen verbietest, du über der Kloschüssel hängst zum Kotzen. Mache Dir Dinge bewusst und verdränge sie nicht...
Vielleicht findest Du diesen Beitrag nicht konstruktiv auch zu anmaßend. Aber die Hilflosigkeit zw. den Zeilen ist für mich aus der Ferne unerträglich wortlos das Blog-Fenster zu schließen und mich nicht zu äußeren.
Kämpfe für Dich und lass Dich wegen solchen Rückschlägen nicht hängen! Such Dir bitte weiterhin Hilfe, auch wenn es kein Psychologe mit Therapeutenausbildung ist. Versuch die Zeit mit anderen Therapiemöglichkeiten zu überbrücken bis du dann endlich die Möglichkeit hast in die feste Bestandskartei bei einem Psychotherapeuten aufgenommen zu werden.
Und vielleicht kannst Du ja nach Deiner Ausbildung einen stationären Aufenthalten machen...
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Energie Dein Leben wieder erfüllter, gesünder und glücklicher zu genießen!
„Wenn man mit Flügeln geboren wird, sollte man alles dazu tun, sie zum Fliegen zu benutzen.“
Florence Nightingal
Viele Grüße,
Cassiopeia
hallo jessy... das klingt echt übel was du da erzählst. ich kann mir vorstellen wie schlimm das ist, sich endlich überwunden zu haben nach hilfe zu suchen uns dann keine zu finden.
allerdings weiß ich, dass man sich selbst in die psychatrie einweisen kann. und sobald man dort in der notaufnahme den wunsch zur einweisung vorbringt DÜRFEN die einen gar nicht mehr gehen lassen, müssen einen also stationär aufnehmen und therapieren.
ich bin natürlich keine psychologin und weiß nicht ob in deinem fall eine "normale" klinik für psychatrie und psychotherapeutische medizin das richtige wäre, oder ob eine spezialklinik erforderlich ist... aber nochmal: wer hilfe sucht muss diese auch bekommen! und die psychatrie DARF einen nicht ablehnen wenn man direkt zur notaufnahme geht!
zum thema hausärzte und überweisungen...: ein freund von mir ist mit einer depressiven episode zu seinem hausarzt gegangen, der WUSSTE, dass er schon einen suizidversuch hinter sich hat... der hausarzt hat ihm ne überweisung zu einer therapeutin geschrieben. nach 4 wochen dort das vorgespräch. danach wusste auch die therapeutin von seinem ersten suizidversuch... den nächsten termin gab sie ihm trotzdem erst einen monat später!! und als er zu diesem nicht erschien (weil er gerade zum zweiten mal versuchte, sich zu suizidieren!!) hat die praxis noch nichtmal versucht ihn telefonisch zu erreichen... -.-
@Anonym: Die Praxis ist wohl nicht daran schuld,dass dein Freund einen weiteren Suizidversuch gestartet hat! Jeder ist für sich selbst verantwortlich! Und nur weil sie keinen Termin vorher frei hatten,weil sie schon ausgebucht sind,kann man ihnen keinen Vorwurf machen! Sollen sie etwa andere Patienten,die mitten in der Behandlung sind,deswegen die Behandlung verschieben???
Aber du hast es gesagt,es gibt Psychiatrien,die Notfälle aufnehmen!
In solchen Situation,bei einer noch nicht bestehenden Therapie,ist die Fürsorgepflicht nur der Person selbst zugeteilt. Aber dann sollten die Angehörigen doch sensibilisiert sein. Und wenn trotz Sensibilisierung ein Mensch dennoch sich suizidiert,dann kann man als Angehörige auch absolut schuldfrei sein!!! Denn wenn sich jemand wirklich suizidieren möchte,dann lässt sich die Person es sich auch schwer davor anmerken.
Übrigens,kann JEDER bei bestehender Suizidalität,den Notarzt rufen oder mit dem Betroffenen zur Psychiatrie gehen.
Das ist ja echt krass. SO sollte es auf gar keinen Fall sein ich mein was soll das denn?
Ich hoffe du wirst bald mehr Glück haben und noch rechtzeitig die Hilfe bekommen die du brauchst, bevor du wirklich im Krankenhaus landest weil deine Organe versagen etc...
@ Obelix
ok, alles klar, danke für die Erklärung, dann habe ich das wohl missverstanden. :)
Jessy, das mit dem psychologen system in Deutschland ist wirklich unglaublich...ich hatte zwar ganz andere probleme als du, hätte aber auch min. 1 jahr auf einen termin warten müssen.
Ich weiß nicht wo du wohnst, aber ich studiere in den Niederlanden und habe mir dann hier hilfe gesucht... 2 Wochen hat es gedauert um einen termin zu bekommen (und ich gehe nun wöchentlich). Es ist einfach traurig das einen die Krankenkassen und Ärzte so hängen lassen, ganz nach dem Motto vllt. löst sich das problem ja von selbst. Fand und finde es unbegreiflich.
Ich hoffe du findest ganz bald Hilfe!
LG
Nici
Liebe Jessy,
es tut mir wahnsinnig leid, dass du so herumgeschubst wurdest und du einfach nur vertröstet wurdest und zuhören bekommen hast, dass du ein schwerer Fall bist und man dir nicht helfen kann.... Ohne Worte!!! Ich hatte soooo ein Glück mit meinem Therapieplatz (natürlich zu meinem anderen Thema), aber auch nur, weil ich in eine Gruppe gegangen bin, sonst hätte ich auch 1-2Jahre warten müssen...
Es ist wirklich schade zusehen, wie die Ärzte bei verschiedenen Problemen einfach nicht weiter wissen... Wir leben doch nicht in einem Entwicklungsland... Ich habe allerdings mittlerweile super Ärzte, die hinter mir stehen und alles geben. Oh man, ich drücke uns beiden die Daumen, dass wir bald gesund werden! :-*
Das geht einem leider nicht nur bei Ess-Störungen so. Auch mit anderen psychischen Leiden muss man wahre Weltreisen unternehmen, um endlich Hilfe zu bekommen. Und leider gibt es auch keine Patentrezepte, weder bei Essstörung noch bei Liebeskummer.
Ich frage mich manchmal, ob denn die ganze Welt "verrückt" geworden ist.
Ich wünsche Dir, dass Du die Hilfe findest, bzw. hast die Du brauchst. Viel Erfolg!!
Es ist wirklich erschreckend, dass man so alleine gelassen wird. Meine Schwiegermutter hatte Ende des letzten Jahres einen Nervenzusammenbruch und schizophrenen Anfall. Sie wurde in eine geschlossene Anstalt eingeliefert und mit Tabletten vollgepumpt. Es lag am jahrelangen Schlafmangel. Aber, das ist m.E.n nicht alles. Da ist viel "unverdautes". Nur hat sich in den 3 Wochen auf dieser geschlossenen Station und auch danach niemand darum gekümmert. Es kam kein Psychologe vorbei und hat mit ihr gesprochen. Andere Patienten haben sogar darum gebeten und keinen bekommen. Das ist einfach nur traurig!
Ich hoffe, dass endlich mal jemand ein offenes Ohr für dich hat!
liebe jessy,
das hört sich sehr furchtbar an. ich kann dir nur den tipp geben, etwas geld aufzutreiben und eine körperorietierte psychotherapie zu machen(zb bioenergetik, biosynthese). das hat mich vor ca 1,5 jahren gerettet als ich völlig am boden war. mein therapeut ist nicht nur tiefenpsychologischer psychotherapeut sondern auch körpertherapeut. in den sessions reden wir nicht nur sondern ich lerne auch ein besseres verhältnis zu meinem körper aufzubauen. grob gesagt geht man davon aus, dass alle psychischen problemeein ebenbild auf der körperlichen ebene haben. die sessions sind sehr intensiv und man muss durch viele ängst durch. seitdem hat sich meine lebensqualität enorm gebessert und viele ängste habe ich überwunden. allerdnigs wird das von den kassen nicht übernommen, du kriegst allerdings sofort einen platz. mit ist es das geld wert, ich verzichte dafür auf teure kleidung und anderen luxus.
noch ein paar anmerkungen:
hände weg von medikamenten, das ist eine reine symptomunterdrückung. bin generell gegen symptombehandlung. du musst dich mit dir und deinem körper wirklich auseinandersetzen, denn daliegt das problem.
betrachte die krankheit nicht als fluch der von außen kommt oder hoffe auf wunderheilung - so funktioniert das nicht. du BIST die krankheit, sie ist ein teil von dir. du musst sie zulassen um sieüberwinden zu können.
ich wünsche dir alles gute!
Kommentar veröffentlichen